Focus on function
Wobei hast Du Dich das letzte Mal richtig verletzt? Kreuzheben bei den Olympischen Spielen? Bankdrücken mit 300 Pfund…? Oder einfach während Du die Gewichtscheiben zur Hantelstange hochheben wolltest?
Wäre ich ein Zocker, würde ich wetten, dass es letzteres war. Und tatsächlich kommt es häufig vor, dass Du nur etwas aus dem Kofferraum heraushebst oder von Deinem Schreibtisch aufstehst und ZACK …. plötzlich macht Dein Rücken nicht mehr mit!
Aber Moment, Du trainierst doch ständig! Wie kann es sein, dass Dein Körper eine so geringe Belastung nicht mitmacht?
Die kurze Antwort ist, dass die herkömmlichen Workouts im Fitnessstudio sich nicht auf die physikalischen Funktionen übertragen lassen. Abhängig von Deinem Alltag wirst Du vielleicht stärker, nimmst ab oder Dein Herz-Kreislauf wird besser, aber die “funktionelle Form” verbessert sich nicht. Zwischen dem Studio und dem wirklichen Leben geht etwas verloren. Und so schlägst Du vielleicht Mr. Universum beim Bankdrücken, aber Du ruinierst Deinen Rücken beim Hochheben Deiner Kinder. Du kannst vielleicht eine Stunde auf dem Laufband rennen, aber dann verstauchst Du Dir den Knöchel, wenn Du von einem Bordstein trittst. Anders ausgedrückt, die meisten Übungen veranlassen uns dazu, noch mehr Übungen zu machen (das heißt schwerere Gewichte, längere Laufbandsessions etc.), verbessert aber unsere Fähigkeit, grundlegende, alltägliche Dinge ohne Verletzungen auszuführen, nur wenig. Das erscheint entmutigend, insbesondere für diejenigen, die genug Zeit und Mühe in ihr Training investieren. Aber das sind ja nur die schlechten Neuigkeiten.
Die guten Neuigkeiten sind, dass es durchaus Möglichkeiten gibt, so zu trainieren, dass die Fähigkeiten, diese grundlegenden, alltäglichen Dinge unverletzt auszuführen, verbessert werden. Die noch besseren Neuigkeiten sind, dass dies nicht auf Kosten der anderen Trainingsziele – große Muskeln, weniger Fett, ein gesünderes Herz, geschieht. Jedes dieser Ziele kann auch dann erreicht werden, wenn gleichzeitig die Funktion mit verbessert wird. Es ist alles eine Frage einer gezielteren Übungsauswahl und dem Einbringen von Grundelementen der Funktion in den Alltag. Letztlich geht es darum, das Maximum für den Schweiß, den Du opferst, zu erreichen.
Funktionale Gesundheit
Diese eher traditionellen Trainingsziele – Gewichtsverlust, Mood, Herzgesundheit, etc. – spiegeln allesamt die eher altherkömmlichen Kategorien der Gesundheit wieder: allgemeinmedizinische Gesundheit, mentale Gesundheit und die Gesundheit des Herzkreislaufs. Ich bin sogar so weit gekommen, eine Art von Gesundheit zu schätzen, die ich die Gesundheit der Eitelkeit nennen würde, diese allzu verlockende Kategorie, die sich auf das gute Aussehen konzentriert und normalerweise in Zoll gemessen wird – z. B. in einer 32-Zoll Taille oder einem 18-Zoll Bizeps. Aber ehrlich gesagt, gut auszusehen hat auch einen gewissen Wert für die Gesundheit. Gut auszusehen ist ein starker Motivator und bringt seine eigenen Vorteile mit sich.
Aber mein Hauptaugenmerk an dieser Stelle wird nun jeden Monat auf dem Aspekt der Fitness liegen, der gerade weitverbreitete Aufmerksamkeit erhält. Es ist etwas, dass ich als funktionale Gesundheit bezeichnen möchte. Funktionale Gesundheit ist nicht so sehr eine neue Trainingsmethode als eher eine völlig neue Kategorie der Gesundheit, die einzige, die direkt mit dem mechanischen Wohlbefinden unseres Körpers zusammenhängt. Genauer gesagt, geht es bei der funktionalen Gesundheit darum, die Muskeln, Knochen, Nerven und Gelenke in einer angemessenen Weise so zusammen funktionieren zu lassen, dass der Körper mit minimalem Verletzungsrisiko funktionieren kann.
Was das funktionale Design unseres Körpers betrifft, gibt es mehr, als auf den ersten Blick erkennbar ist – solange die Maschinen laufen, ist unser Körper ein absolutes Wunderwerk der Technik – aber wenn wir auch nur die Grundlagen dieses Designs kennenlernen, kann uns das auf einen langen Weg zur besseren funktionalen Gesundheit bringen. Fokus auf Funktion wird die Quelle für genau diesen Informationstyp sein.
Eine bessere Funktion kommt vom Arbeiten mit seinem Körperbau – nicht vom Dagegenarbeiten
Will man seine Körperfunktionen verbessern, muss man natürlich auch wenigstens ein bisschen Wissen haben, wie unser Körper eigentlich funktioniert. (Man würde ja auch nicht versuchen, einen Automotor zu reparieren, ohne sich vorher zu informieren, wie dieser Motor arbeitet, oder?) Wie jedeHochleistungsmaschine hat unser Körper ein komplexes und zweckbestimmtes Design und funktioniert natürlich am besten, wenn er entsprechend diesem Design funktionieren darf. Es versteht sich von selbst, dass die zugrundeliegende Mechanik, alle Teile und deren Verbindungen, optimal funktionieren und in einem einwandfreien Zustand sind.
Und das Training mit dem Ziel, die Funktionsweise zu verbessern läuft tatsächlich darauf hinaus, dass so trainiert wird, dass mit dem Körperbau gearbeitet wird und nicht dagegen. Einige der Fragen, die im Gedächtnis bleiben sollten, wenn es darum, geht die funktionale Gesundheit zu verbessern (und darauf werde ich in dieser Kolumne in den nächsten Monaten noch detailliert zurückkommen):
- Werden Muskelunausgewogenheiten verbessert oder verschlechtert?
- Wird das Nervensystem (der Schlüssel zur optimalen Muskelfunktion) trainiert oder ignoriert?
- Wird durch das Training die Belastung der Gelenke reduziert oder verstärkt?
- Werden die Muskeln so trainiert, dass sie alle ihnen zugedachten Funktionen erfüllen können (Hinweis: sie können mehr als nur Knochen bewegen…)?
- Werden die Muskeln so trainiert, dass sie so arbeiten können, wie sie im normalen Leben auch funktionieren sollen, oder so, dass sie besser aussehen, wenn man sie im Spiegel betrachtet?
In diesem Sinne und bei allem Respekt für die „Muckibuden“ dieser Welt, muss betont werden, dass kein Muskel, egal wie beeindruckend er ist, dafür geschaffen wurde, um am Strand toll auszusehen. Jeder einzelne von ihnen hat eine bestimmte Funktion. Vom funktionalen Standpunkt aus gesehen, ist leider nicht jeder große Muskel auch ein nützlicher, und abhängig davon, auf welchen Muskel man sich konzentrieren will, kann damit ein Muskelungleichgewicht geschaffen werden, dass die funktionale Gesundheit eigentlich verschlechtert. Mit anderen Worten, „gut austrainiert“ zu sein ist nicht gleichbedeutend mit „funktional“ zu sein. Man kann auch beides sein, aber man kann nicht eines durch das andere ersetzen.
Fazit
Auch wenn wir alle bezüglich unseres Ansatzes zum Thema Fitness immer anspruchsvoller werden, sollte das Ziel Funktion der Mittelpunkt in unserem Streben nach Gesundheit sein. Funktionales Training bietet nicht nur praktische Vorteile, wie zum Beispiel das Vermindern von Verletzungen, Vermeiden von häufig auftretenden Leiden und Schmerzen, das Erreichen von sportlichen Grenzen, es ist auch der einzige Ansatz beim Fitnesstraining, der alle gesundheitlichen Ziele auf einmal verwirklichen kann: Gewichtsverlust, eine verbesserte kardiovaskuläre-, mentale und funktionale Gesundheit und natürlich auch die unseres eitlen Egos. Lass Dir also von Fokus auf Funktion einen neuen Weg aufzeigen, über Deinen Körper, Deine Trainingsgewohnheiten und –ziele nachzudenken. Und lass mich Dir helfen, die Punkte zwischen dem Fitnessstudio und Deinem richtigen Leben miteinander zu verbinden.