Wachstumshormon
Das menschliche Wachstumshormon (HGH oder GH) ist wichtig für eine gesunde körperliche Entwicklung während der Kindheit und Pubertät.
Seine Funktionen bei Erwachsenen sind wichtig, aber noch wenig erforscht.
Es scheint, dass das GH in gesunden Maßen im Körper vorhanden sein muss: zu wenig Wachstumshormon ist wahrscheinlich genau so schlecht wie zu viel.
Das GH wird normalerweise in Impulsen während des Schlafs und wahrscheinlich nach dem Training ausgeschieden. Es besteht ein allgemeiner Konsens unter den Forschern, dass es einen bestimmten Schwellenwert gibt: Die Übung muss von einer bestimmten Intensität und einer Mindestdauer sein (R.J. Godfrey hat diesen Schwellenwert bei 10 Minuten einer intensiven Übung angesiedelt).
Andere Wissenschaftler behaupten, dass das GH unabhängig von irgendeinem Schwellenwert mit Ausdauer- und Widerstandsübungen freigesetzt wird. L. Wideman und Kollegen behaupten, dass die GH-Freisetzung bei jungen Frauen größer ist, als bei jungen Männern und dass das GH bei älteren Menschen deutlich niedriger ist. (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12457419 ) Das würde bedeuten, dass das GH keine sehr wichtige Rolle für das Muskelwachstum spielt, da das Widerstandstraining zu weniger Muskelzuwachs bei Frauen führt als bei Männern und Ausdauerübungen fast überhaupt keine Muskelhypertrophie verursachen.
Auswirkungen hoher GH-Spiegel
Wachstum/Verdickung des Kieferknochens, der Finger und Zehen
Verdickung des Bindegewebes
Wachstum/Vergrößerung der inneren Organe
Muskelschwäche
Insulinresistenz, Diabetes Typ II
Nierensteine
verringerter Energiehaushalt
kardiovaskuläre Probleme durch myokardiale Hypertrophie (Vergrößerung des Herzens)
Auswirkungen eines niedrigen GH-Spiegels
Erhöhung des SHBG (Sexualhormon bindendes Globulin), das sich in einem niedrigen Spiegel an frei verfügbarem Testosteron äußert
Verlust von Muskelmasse
Stammfettsucht (um die Hüfte)
Verringerter Energiehaushalt
GH als Doping
Eine Therapie mit dem Wachstumshormon erzielt sehr gute Ergebnis bei Personen mit GH-Defiziten: in solchen Fällen (vor allem bei Kindern und Teenagern) fördert das Wachstumshormon natürlich die Entwicklung, das Muskelwachstum und einen normalen Testosteronspiegel.
Dies und die Tatsache, dass das GH mit zahlreichen Wachstumsfaktoren (besonders der IGF-Familie) in Verbindung gebracht werden, von denen man denkt, dass sie das Muskelwachstum fördern, hat einige Trainer und Athleten glauben lassen, dass supraphysiologische Dosen des Wachstumshormons helfen können, eine Leistungssteigerung und Muskelwachstum herbeizuführen.
Im Zusammenhang mit der Leistungssteigerung, sei es Kraft oder Ausdauer, gibt es keine Anzeichen dafür, dass das GH in irgendeiner Weise helfen können. Im Gegenteil: M.J. Rennie beschreibt in seinem Artikel „Behauptungen zu den Auswirkungen anabolischer Reaktionen von Wachstumshormonen: Ein Fall von Des Kaisers neue Kleider?“ eine Untersuchung von Dr. Kai Lange vom Dänischen Institut für Sportmedizin. Die Studien mit gesunden Sportlern zeigten einen signifikanten Verlust der Ausdauer nach externer GH-Supplementierung.
Rennie erklärt: „Es gibt den sicheren Beweis dafür, dass eine GH-Verabreichung die Lipolyse, die während des Trainings auftritt, deutlich verschärft und zusätzlich die Produktion von Laktaten und Protonen durch arbeitende Muskel verstärkt. Die unvermeidliche, metabolische Azidose und damit Reduktion der Glykogenolyse-Rate in Muskel und Leber könnte die akut verminderte Leistung erklären. Darüber hinaus erschwert es die Regeneration nach dem Training, indem das GH einen reduzierenden Effekt auf den Glykogenspeicher in Muskel und Leber hat. Eine größere Gefahr ist jedoch die unphysiolgische Azidämie durch Fettsäure, die Herzrhythmusstörungen fördern kann.“
H. Liu und Kollegen bewerteten 44 Artikel, indem sie 27 verschiedene, zwischen 1966 und 2007 veröffentlichte Studienproben beschrieben.
Ihre Metastudie zeigte, dass das GH die Muskelmasse vergrößern können, es kann aber nicht die Kraft verbessern und es kann die Belastbarkeit beim Training verschlechtern.
Muskelwachstum mit dem GH: eine offene Frage
Im Erwachsenenalter kann das GH offenbar kein Muskelwachstum verursachen. Unnatürlich niedrige Wachstumshormonspiegel können jedoch zu einem geschwächten Bindegewebe führen.
Extern zugeführtes GH kann das Wachstum des Bindegewebes erleichtern. Es ist auch möglich, dass das GH die Synthese von Bindegewebe innerhalb der Muskeln erhöhen kann, sodass die gesamte Muskelgröße zunimmt. Dieses Wachstum ist wahrscheinlich aber nur von kurzer Dauer.
Nach Auffassung der meisten Studien bewirkt die supraphysiologische Gabe von GH jedoch keine Proteinbiosynthese bei gesunden Individuen. (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2657499/?tool=pmcentrez ).
E. T. Schroeder und Kollegen verglichen 3 Gruppen älterer Männer (durchschnittlich 71 Jahre): die erste Gruppe erhielt eine Testosteron-Supplementierung, die zweite Gruppe erhielt Testosteron und Wachstumshormon und die dritte war eine Kontrollgruppe und erhielt ein Placebo.
Obwohl es nach 8 Wochen Zugabe keinen Leistungsunterschied gab, erhöhte sich die Muskelmasse um durchschnittlich 1,5 kg bei der Testosterongruppe und 2,14 kg bei der Gruppe, die Testosteron und Wachstumshormon bekam.
Die genaue Ursache für dieses Wachstum ist unklar. Es kann durch die Zunahme des Bindegewebswachstums bewirkt worden ein Hinweis auf eine Proteinbiosynthese und Muskelfaserwachstum sein.
M.G. Giannoulis und Kollegen kamen in einer anderen klinischen Studie mit älteren Männern zu ähnlichen Ergebnissen. (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16332938 )
Aminosäuren und das Wachstumshormon
Einige Aminosäuren, nämlich Arginin, Lysin und Ornithin sind bekannt dafür, dass sie bei intravenöser (IV) Verabreichung den Wachstumshormonspiegel erhöhen. Eine orale Verabreichung dieser Aminosäuren dagegen konnte weder den GH-Spiegel noch die Muskelmasse erhöhen. (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12093449 , http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/8220395 ).
Damit soll nicht gesagt sein, dass Aminosäuren in der Nahrungsergänzung für Bodybuilder keine Rolle spielen, aber ihr Einfluss auf den GH-Spiegel kann vernachlässigt werden.